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„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.”(Ps 91,11f.)

Im Alten Testament gehören die Engel zum Hofstaat Gottes und tragen, obwohl sie eigentlich geschlechtslose Wesen sind, männliche Vornamen (Michael, Gabriel und Raphael). So war das eben in einer patriarchalisch bestimmten Gesellschaft.

Im Neuen Testament treten sie häufig zur Ankündigung besonderer Ereignisse auf, z. B. bei der Geburt Jesu, oder sie erklären das, was man nur schwer verstehen kann, z. B. die Auferstehung Jesu.

In der christlichen Kunst sind die Engel Ausdruck für die vielfältigen Wirkungen Gottes. Wenn wir von „Schutzengeln“ sprechen, so drückt sich darin der Glaube aus, daß unser Leben über das hinausreicht, was unserem Einfluß zugänglich ist.

Der rote Faden, der sich durch diese Predigtsammlung zieht, ist die Botschaft des Engels zur Weihnachtszeit: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.” (Lk 2,10f.)


Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert beendet sein Gedicht „Der Greis“ mit den Worten: „Hört, Zeiten, hört‘s! Er ward geboren, er lebte, nahm ein Weib und starb.“ Darin sind die vier Stationen und Abschnitte des menschlichen Lebens in aller Kürze benannt. Sie bilden auch die Gliederung dieser Predigtsammlung: die Geburt mit der „Taufe“, die Eheschließung mit der „Trauung“ und schließlich der Tod mit der „Beerdigung“. Dazwischen liegt das weite Feld des Lebens mit vielen Ereignissen, die einen Menschen am Glauben zweifeln lassen können (Angst, Verzweiflung, Scheitern, Klagen, Leiden, Krisen), und nur wenigen, die einem über die Abgründe hinweghelfen (Glaube, Hoffnung, Liebe).

Der Seelsorger wird sich bemühen, alle diese „Kasualien“ ins rechte Licht zu rücken und den Glauben zu stärken, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Röm 8,28)


„Schleiermachers Name bezeichnet eine Epoche in der Geschichte nicht nur der protestantischen Theologie, sondern auch der Wissenschaft von der Religion und vom sittlichen Leben überhaupt.”

Diese Worte von Otto Kirn über den „Kirchenvater des 19. Jahrhunderts” sind kaum zu hoch gegriffen. Anfang des 20. Jh.s jedoch meinten viele Theologen, Schleiermachers Denken überwunden zu haben. Ihre betont biblische Theologie, die sich gegen alles Außerkirchliche scharf abgrenzte, gegen Kultur und Philosophie, gegen die eigene Zeit und das wirkliche Leben; die Ablehnung des Begriffes „Religion” für das Christentum; das Suchen nach objektiven Gehalten (Offenbarung, Wort Gottes, Bibel) und damit die Verurteilung der anthropozentrischen, psychologischen, erlebnishaften Auffassung des Glaubens, - all das widersprach dem Denken Schleiermachers, dessen „Prinzip der Mitte” gegen derartige Einseitigkeiten und extreme Positionen geschützt war. Gerade in seiner vermittelnden Haltung haben wir ihn noch nicht überwunden und könnten manches von ihm lernen, auch im Hinblick auf die Behandlung der Kirchenfrage.

 

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